In diesem praxisorientierten Workshop wird untersucht, wie zeitgenössische KI-Systeme ideologische Narrative kodieren und reproduzieren. Mit Schwerpunkt auf großen Sprachmodellen (LLMs) wie ChatGPT, Claude und Gemini sowie abgeleiteten Systemen wie Text-zu-Bild-Generatoren untersuchen die Teilnehmenden, wie KI politische Voreingenommenheit und ideologische Framing durch Sprache und visuelle Darstellung reproduziert. Anhand von Experimenten mit politisch aufgeladenen Eingabeaufforderungen analysieren die Teilnehmenden, wie diese Modelle Ideologie interpretieren, Diskurse prägen und systemische Voreingenommenheit verstärken. Neben praktischen Übungen umfasst der Workshop theoretische Diskussionen über die Ethik und Politik von LLMs und behandelt Themen wie algorithmische Propaganda (manchmal auch als „LLM-Grooming” bezeichnet), datengesteuerte Governance und die Reproduktion hegemonialer Weltanschauungen durch Trainingsdatensätze.
Helena Nikonole wird ihre Erkenntnisse und ihre künstlerische Methodik vorstellen und zeigen, wie künstlerische Forschung zu einem wichtigen Instrument werden kann, um Vorurteile der KI aufzudecken und zu unterlaufen. Anhand ihrer laufenden Forschung, die auf dem Missbrauch von Technologie basieren – indem sie KI-Systeme absichtlich über ihre vorgesehenen Grenzen hinaus treibt –, wird sie zeigen, wie solche kreativen Interventionen die ideologischen und strukturellen Grenzen der maschinellen Intelligenz aufdecken. Die Teilnehmenden erwerben sowohl konzeptionelles Verständnis als auch praktische Erfahrungen und lernen, sich kritisch mit KI auseinanderzusetzen und gleichzeitig ihr Potenzial als Werkzeug für künstlerische Forschung, politische Reflexion und kreative Subversion zu erkunden.
Helena Nikonole ist eine Künstlerin im Bereich New Media, unabhängige Kuratorin, Forscherin und Pädagogin, die zwischen Berlin und Istanbul lebt. Zu ihren Interessengebieten zählen KI, Hacktivismus, hybride Kunst und Biosemiotik. Sie ist Mitbegründerin von 868labs – einem in Berlin ansässigen Kollektiv, das taktische Tools für dezentrale, netzunabhängige Kommunikation entwickelt. Ein Teil ihrer Arbeit widmet sich utopischen Szenarien einer posthumanen Zukunft und Kunst als Innovation, während ein anderer Teil sich auf die dystopische Gegenwart und einen kritischen Umgang mit Technologie konzentriert. Als Forscherin arbeitet sie derzeit an einer Doktorarbeit über LLMs und politische Ideologien an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Dieser Workshop findet im Rahmen des Projekts CHRYSALIS. Artists in Labs statt, das von Art Laboratory Berlin in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Michelle Christensen und Prof. Dr. Florian Conradi, dem Berlin Open Lab und anderen Kooperationspartnern organisiert wird, mit großzügiger Unterstützung der Lotto Stiftung Berlin.