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SimRa veröffentlicht erste Ergebnisse für Berlin

Das Forschungsprojekt SimRa hat im August 2020 die ersten Ergebnisse für Berlin veröffentlicht. Seit Start des Projektes wurden 18.350 Fahrten erfasst und davon 17.358 (94,6%) analysiert. Dabei wurde u.a. deutlich, dass für Radfahrende Straßen in denen Autos in beiden Richtungen unterwegs sind mit Parkstreifen, aber ohne Radweg, besonders gefährlich sind. „Die Radfahrenden werden auf solchen Abschnitten von Autofahrenden oft sehr eng und mit hoher Geschwindigkeit überholt. Können Autofahrende nicht überholen, fahren sie meist dicht an die Radler*innen ran“, berichtet David Bermbach.

Eine interaktive Ergebniskarte zeigt alle Straßenabschnitte und Kreuzungen angezeigt (OSM-Typ “Highway”), für die entweder a) mindestens 50 Fahrten oder b) mindestens 10 Fahrten und ein Gefahrenscore on 0,25 oder mehr vorliegen. Diese Karte hat das Forschungsteam um Prof. Dr. David Bermbach zur Analyse genutzt, um die Gefahrenstellenreports zu erstellen. Auf der Karte können Nutzer*innen  Straßenabschnitte und Kreuzungen anklicken, um die erfassten Incidents anzuzeigen.

Eine weitere Ergebniskarte Berlin zeigt alle Straßenabschnitte und Kreuzungen an (OSM-Typ “Highway”), für die mindestens 10 Fahrten vorliegen. Auch auf dieser können Straßenabschnitte und Kreuzungen anklickt werden, um die erfassten Incidents anzuzeigen.

Zu den untersuchten Incidents zählen:
Zu dichtes Überholen
Ein- oder ausparkendes Fahrzeug
Beinahe-Abbiegeunfall
Entgegenkommender Verkehrsteilnehmer*in
Zu dichtes Auffahren
Beinahe-Dooring
Hindernis ausweichen

„Wir veröffentlichen die Forschungsergebnisse auf der Plattform GitHub, um Daten frei zugreifbar zu machen und dabei die Datensets dennoch kontinuierlich aktualisieren zu können. Wir arbeiten aber gerade daran, die Daten in Halbjahrespaketen in ein Open-Data-Repository zu migrieren“, sagt David Bermbach.

In ihrer Präsentation nennen die Forscher*innen Lösungsansatze für bestimmte Straßenabschnitte und Kreuzungen. Diese sind als Diskussionsbasis und nicht als unmittelbare Umsetzungsempfehlung zu sehen. Eine entsprechende Analyse vor Ort durch Verkehrsplanungsexperten wurde nicht durchgeführt. Den Abschnitt zwischen Havelchaussee und Königstraße auf der Kronprinzessinnenweg stufen die Wissenschaftler*innen beispielsweise in der Gefährlicheit als "mittel-hoch" ein. Eine häufige Gefahr von der Radfahrende an dieser Stelle berichten, ist das dichte Überholen durch Autos. "Der Kronprinzessinnenweg ist zwischen Hüttenweg und Havelchaussee für den motorisierten Verkehr gesperrt – diese Regelung sollte auf den gesamten Kronprinzessinnenweg ausgeweitet werden, da dieser sehr beliebt bei Ausflüglern ist", rät das Forschungsteam.

In den kommenden Monaten werden die Wissenschaftler*innen die neue Machine-Learning-basierte Incident-Erkennung releasen. "Außerdem werden wir genau beobachten, ab wann wir für andere Regionen außer Berlin erste Ergebnisse liefern können“, sagt David Bermbach. Aktuell hat das Projekt 12 Partnerregionen – darunter München, das Ruhrgebiet und Bern.

Artikel in DIE ZEIT: David Bermbach: "Mit Tempo 30 kann man die Sicherheit für Radfahrer deutlich erhöhen"