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Recap: Konzert "Quantum Tunes" verschiebt die Grenzen zwischen Musik und Technologie

© ECDF/PR/berlin-eventfotograf.de

Am 30. Januar 2024 fand das Konzert "Quantum Tunes: Mind and Wiggle" im Einstein Center Digital Future (ECDF) statt. Die Gäste wurden Zeug*innen einer bahnbrechenden Verschmelzung von Musik und modernster Quantencomputertechnologie. Mit Kompositionen von Eduardo Reck Miranda und Performances von Musiker*innen und Forscher*innen auf dem Gebiet der interaktiven Musik zeigte die Veranstaltung die Schnittmenge von Musik, Quantencomputing und tragbaren Technologien.

Der Abend begann mit Vorträgen und Vorführungen, die den Gästen einen Einblick in die innovative Forschung auf dem Gebiet der Quantencomputer und des Wearable Computing gaben. ECDF-Professor Janik Wolters (TU Berlin) eröffnete die Pre-Concert Talks mit einer Einführung in das Quantenlicht und die Quantentheorie, die von Max Planck im Jahr 1900 entwickelt wurde. "Was ist das Besondere am Quantenlicht? Im Gegensatz zu einer klassischen Quelle wie einer Glühbirne oder einem Laser besteht Quantenlicht aus einer festen Anzahl von Photonen. Photonen können später als Qubits verwendet werden, die Töne erzeugen", erklärt Wolters. Auf seine Einführung folgte ein Vortrag von Eduardo Reck Miranda, Professor für Computermusik und Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Computermusikforschung (ICCMR) an der Universität Plymouth. Er stellte das Konzept der Verwendung von Quantencomputern auf der Grundlage von Gates zur Erzeugung von Musik vor: "Computer sind heute in der Musikindustrie allgegenwärtig. Daher ist es nur natürlich auch anzunehmen, dass neue Arten von Computern auch in Zukunft die Musik beeinflussen werden. Ich bin sehr daran interessiert, die Forschung in diesem Bereich zu fördern", erklärt der Komponist. ECDF-Professorin Berit Greinke (UdK Berlin) gab zum Abschluss der Gespräche einen Einblick in ihre Forschung zu Textilen Wearables, die später bei der Aufführung zum Einsatz kommen werden: "Das E-Textil, das mein ECDF-Kollege Federico Visi während seiner Performance von Eduardo Mirandas Komposition Swirling Qubits verwendet, heißt The Tensile. Es handelt sich um einen sehr anpassungsfähigen Ärmel, in den drei Dehnungssensoren direkt eingestrickt sind, die Gesten mit dem Arm erkennen können."

Das Konzert selbst beinhaltete zwei Kompositionen von Eduardo Reck Miranda, die beide die Quantencomputertechnologie auf einzigartige Weise nutzen: Pieptöne, Piepstöne und Summtöne erzeugen Klänge, die den Abend zu einer Reise durch Resonanz machen: Das erste Stück, "Zeno 2.0", gespielt von Carla Rees an der Altflöte, Fie Schouten an der Bassklarinette und Eduardo Reck Miranda und Paulo Itaborai an der Elektronik, beinhaltete eine Live-Interaktion zwischen den Musikern und einem IQM-Quantencomputer in Finnland. KI-Algorithmen, die auf dem Quantencomputer laufen, produzierten musikalisches Material, das auf quantenmechanischen Phänomenen wie Überlagerung, Verschränkung und Interferenz basiert und ein dynamisches und intensives Klangerlebnis schafft. Das Programm QuPoly, das in Zusammenarbeit mit dem ICCMR entwickelt wurde, reagierte in Echtzeit auf die Eingaben der Interpret*innen und demonstriert damit das Potenzial des Quantencomputers, musikalische Kompositionen und Aufführung zu revolutionieren.

In der zweiten Komposition, "Swirling Qubits", benutzte Federico Visi ein textile gestural interface in Form eines Ärmels, um Klänge zu manipulieren, die von Q1Synth erzeugt wurden, einem neuartigen Musikinstrument, das Klänge aus Quantenzuständen wiedergibt. Indem sie Darstellungen von Qubits auf dem Bildschirm wirbelten und Quantenzustände maßen, interagierten die Performer*innen auf ungeahnte Weise mit der Musik. Das Stück ist Teil der Zusammenarbeit zwischen dem ICCMR und der Wearable Computing Group der Universität der Künste Berlin und dem ECDF bei der Entwicklung neuer musikalischer Schnittstellen und künstlerischer Ausdrucksformen.

"Quantum Tunes: Mind and Wiggle" beleuchtete das transformative Potenzial von Quantencomputing und Wearable Technology im Bereich der Musik. Indem sie sich die Kraft der Quantenmechanik zunutze machen, verschieben Komponist*innen und Interpret*innen die Grenzen des traditionellen musikalischen Ausdrucks und schaffen immersive und interaktive Erfahrungen, die unser Verständnis von Klang und Komposition herausfordern. "Quantenmusik wird definitiv Teil der digitalen Zukunft sein. Umso mehr freuen wir uns, dass dieses Konzert mit so vielen wunderbaren Wissenschaftler*innen und Künstler*innen hier im ECDF stattfinden kann", sagt Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste und Sprecherin des ECDF.  Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert verspricht die Verschmelzung von Kunst und Technologie die Landschaft der Musik neu zu gestalten und neue Wege für Forschung und Kreativität zu öffnen.