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ECDF-Award für Digitalisierung und Diversität 2023 geht an Daniela Rosner und Helena Mihaljević

Daniela Rosner und Helena Mihaljević werden für die beste Arbeit im Kontext des ECDF zu Fragen von Gender und Diversity im Zusammenhang der Digitalisierung 2023 auszeichnet – Rosner für die Publikation „The Bias Cut: Toward a Technopoetics of Algorithmic Systems“ (2022) und Mihaljević als Erstautorin der Veröffentlichung „Towards gender-inclusive job postings: A data-driven comparison of augmented writing technologies“ (2022). Der Preis wird vom ECDF-Gender- & Diversity Network verliehen und ist mit jeweils 1000 Euro dotiert.

 

Bias und Digitalisierung

Aus je unterschiedlicher Perspektive beschäftigen sich die beiden Autorinnen mit aktuellen Praktiken im Umgang mit „Bias“ im Kontext der Digitalisierung. Unter „Bias“ sind Verzerrungen aufgrund von Stereotypen, kulturellen Mustern, Genderstrukturen oder Vorurteilen zu verstehen, die sich – wenn sie etwa in Daten oder Algorithmen eingehen – in der Anwendung negativ und ausschließend auf unterrepräsentierte Gruppen auswirken können. Mihaljevic et al. nehmen in ihrer Arbeit Softwareanwendungen unter die Lupe, die dafür sorgen sollen, dass Stellenanzeigen weniger gender-biased sind, also die Ausschreibungen nicht schon in ihrer Formulierung eher männliche Bewerber ansprechen. Rosner greift Bedeutungen von „Bias“ aus dem textilen Bereich (z.B. „Schrägschnitt“) auf, um ein positives Verständnis von „Bias“ als Veränderungspraktik im Verbund mit digitalen Technologien vorzuschlagen.

 

Daniela Rosner: Verzerrung als Ausgangspunkt für Praktiken gesellschaftlicher Veränderung

Rosner lehrt und forscht als Associate Professor in Human Centered Design & Engineering an der University of Washington und ist Co-Direktorin des Tactile and Tactical Design (TAT) Lab. Für die am ECDF assoziierte Wissenschaftlerin ist es zentral, Gender und Diversity in den Blick zu nehmen. “Das Geschlecht wirkt neben anderen Achsen sozialer Differenz (Rasse, Behinderung, Religion usw.) darauf ein, welche Fragen wir stellen und wessen Körper, Geschichte und Erfahrungen in der Digitalisierungsforschung eine Rolle spielen,“ so Rosner. Im prämierten Text, der konzeptuelle Verbindungen von textilen Fasern und Bits in den Vordergrund stellt, schlägt sie einen produktiven und innovativen Umgang mit Bias vor. Es gehe nicht darum, Verzerrungen zu vermeiden oder zu beseitigen. Vielmehr sollten sie kollektiv genutzt werden, um im Alltag „gegen den Strich zu arbeiten“, als eine Einladung zur Veränderung (vgl. Rosner 2022, S. 11). Ihre Arbeit will sie als Aufforderung an KI-Analysten verstanden wissen, „die materiellen Auswirkungen und Effekte ihrer Prozesse zu berücksichtigen. Wie ist das, was als Datensatz, algorithmischer Prozess oder Ausrichtung zählt, mit ihren materiellen und infrastrukturellen Handlungen verbunden, einschließlich der durch Geschlecht, Rasse, Behinderung und andere Differenzkategorien gekennzeichneten Körper?“ Link zum prämierten Text von Daniela Rosner >>>

 

Helana Mihaljević untersucht Technologien zur Vermeidung eines Gender-Bias in Stellenausschreibungen

Für die Forschung der ECDF-Professorin für Data Science an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, Helena Mihaljević, spielen Gender und Diversity eine substanzielle Rolle. „Ich forsche schon länger zur Unterrepräsentation von Frauen im mathematischen akademischen Betrieb. Die Bewertung von Technologien hinsichtlich Fairness, mit Fokus auf Gender aber auch andere Diversity-Merkmale, ist ebenfalls mein Fokus“ gibt die Wissenschaftlerin an. Diesem Bereich ordnet sie auch die prämierte Arbeit zu. Mit der Publikation werden Technologien unter die Lupe genommen, die automatisierte Analyse- und Formulierungshilfen für Stellenausschreibungen anbieten, um die Geschlechterinklusion etwa in männerdominierten Berufen oder in Führungspositionen zu erhöhen. „Wir untersuchen Technologien des sogenannten Augmented Writing“, so Mihaljević, „hierbei werden für Stellenausschreibungen automatisch Vorschläge generiert, damit sich mehr Frauen von ihnen angesprochen fühlen. In unserer Forschung haben wir Tools in diesem Bereich miteinander verglichen und uns mit der Frage beschäftigt, wie robust die von ihnen produzierten Ergebnisse sind, und, grundsätzlich, wie (gut) die Übersetzung wissenschaftlicher Ergebnisse (in diesem Fall aus der Psychologie und Linguistik) in KI-Technologie funktioniert.“ Die Autorinnen stufen die Umsetzung der Forschung in Technologie abschließend als “äußerst komplex“ ein. Um deren Potential für Geschlechtergerechtigkeit zu bewerten seien weitere Studien zu deren Anwendung in der Praxis nötig (vgl. Mihaljević et al. 2022). Link zum prämierten Text von Helena Mihaljević et al. >>>

 

Zum ECDF-AWARD „Digitalisierung und Diversität“

Mit dem Preis wird jährlich die beste Arbeit ausgezeichnet, die sich mit Fragen von Gender und Diversity im Kontext der Digitalisierung beschäftigt. Um das breite Spektrum der interdisziplinären und vielfältigen Arbeit des ECDF zu würdigen, sind Bewerbungen von Arbeitsergebnissen wie Ausstellungen, Installationen oder anderen Formaten willkommen. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert. Wissenschaftler*innen, ihre Mitarbeitenden und Studierenden im Kontext des ECDF können sich bewerben. Einsendeschluss ist der 31. Oktober eines jeden Jahres. Der Award wurde 2023 eingeführt und anlässlich der Eröffnungsrunde zweimal verliehen. //Zusätzliche Informationen