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Jahrestag Flutkatastrophe Ahrtal: Prof. Dr. Lars Gerhold als Sachverständiger im Innenausschuss

© Forschungsforum Öffentliche Sicherheit

Fast genau ein Jahr nach der Flutkatastrophe an der Ahr in Nordrhein-Westphalen und Rheinland-Pfalz war das Ereignis sowie die Zukunft des Bevölkerungsschutzes und der Katastrophenhilfe Thema einer Anhörung des Innenausschusses im Deutschen Bundestag. Prof. Dr. Lars Gerhold, Leiter der AG Interdisziplinäre Sicherheitsforschung und des angegliederten Forschungsforums Öffentliche Sicherheit sowie Principal Investigator am ECDF, war einer der zehn Sachverständigen die eingeladen waren, um zu dem Thema zu sprechen.

In seiner Stellungnahme adressierte Prof. Dr. Lars Gerhold vor allem die Rolle von Wissenschaft und Forschung und den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Politik und Praxis. Insbesondere zwei Punkte sind für Gerhold aus wissenschaftlicher Perspektive für die Zukunft des Bevölkerungsschutzes besonders wichtig:

Zum einen ist dies die Berücksichtigung vorhandener Erkenntnisse aus der Forschung. Diese sind zu einer Vielzahl von Themen bereits vorhanden, finden jedoch ihren Weg nicht in die politische Praxis. Daher bedarf es der Einrichtung einer wissenschaftlichen Transferstelle, die über einen langen Zeitraum finanziert wird und entsprechend vorausschauend arbeiten, planen und den Transfer der Ergebnisse begleiten kann. Gerhold spricht dabei von katalytischer Wissenschaft:"Die Kommunikation über die Erkenntnisse dieser Forschung und der durch sie hervorgebrachten Innovationen muss mit der Reduktion von Komplexität und damit auch dem Verzicht von Detailwissen und Genauigkeit einhergehen. Um hiermit erfolgreich umzugehen, sollte der Ansatz einer katalytischen Wissenschaft gestärkt werden: Es bedarf einer Transferstelle, welche Wissen aus der inter- und transdisziplinären Sicherheitsforschung systematisch aufbereitet und die relevanten Informationen leicht zugänglich und in verständlicher Form darlegt, um eine dialogische und vertrauensvolle Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik zu ermöglichen."

Zum anderen sollte eine Stelle für Strategische Vorausschau, zum Beispiel angebunden an das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKoB) des Bundesamts für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz (BBK), geschaffen werden, um lageorientierte Arbeit um eine übergreifende und langfristige Perspektive erweitern zu können. Zentrale Fragen, die in einer solchen Stelle zu bearbeiten wären, sind jene nach Orientierungs- und Handlungswissen, wobei in erster Linie gesellschaftliche Veränderungsprozesse einbezogen werden und der Fokus nicht nur auf technischen Lösungen liegen sollte. Eine wissenschaftliche Begleitung wäre dabei essenziell.

Die hervorgebrachten Punkte wurden von den anwesenden Abgeordneten mit großem Interesse aufgegriffen und es wurde insbesondere der Impuls der Einrichtung einer wissenschaftlichen Transferstelle mit großem Interesse aufgenommen.

Neben Prof. Dr. Lars Gerhold gaben Albrecht Broemme (Vorsitzender des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit), Ralph Tiesler (Präsident des BBK), Gerd Friedsam (Präsident des THW), Andy Neumann (Ahrweiler), Christian Reuter (Generalsekretär des DRK), Armin Schaus (Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr), Albrecht Prinz von Croy (Vizepräsident des Malteser Hilfsdienstes) und als weitere wissenschaftliche Expert:innen Prof Dr. Annegret Thieken (AG Geographie und NaturrisikoforschungUniversität Potsdam) und Prof. Dr. Martin Voß (Katastrophenforschungsstelle, Freie Universität) ihre Einschätzungen ab.

Eine Videoaufnahme der Ausschusssitzung sowie die Stellungnahmen aller Sachverständigen findet sich hier.

Das gesamte Statement Prof. Dr. Gerholds ist hier einzusehen.