Prof. Dr. Dr. Felix Balzer

Medical Data Science

Mit Beginn des Jahres 2021 hat Prof. Dr. Dr. Felix Balzer die W3-Professur auf Lebenszeit für Medical Data Science an der Charité – Universitätsmedizin und dem Einstein Center Digital Future angetreten. Der Mediziner und Informatiker schlägt als Chief Medical Information Officer die Brücke zwischen Anforderungen im medizinischen Bereich und der Informationstechnologie: Informatik in Medizin übersetzen, passende IT-Lösungen für Anforderungen von Ärzt*innen, Pfleger*innen und Patient*innen und Daten aus Medizin und Gesundheitsversorgung für eine zugeschnittene Diagnostik und individuelle Therapie nutzbar machen.

In Zukunft sollen Patient*innen stärker einbezogen werden: „Wer ins Krankenhaus kommt, soll sich bereits vorab online einchecken können ­– bei Fluggesellschaften ist das ja bereits Gang und Gäbe. Die Patient*innen sollen auf ihrem Smartphone sehen, wie lange sie noch warten müssen“, sagte er. In Zukunft sollen Patient*innen über intelligente Apps immer mehr Daten über den eigenen Gesundheitsstatus zur Verfügung stehen, so können sie stärker bei der Entscheidungsfindung eingebunden werden. Für Mediziner*innen und Pflegepersonal sollen digitale Strukturen zudem zu Entlastung führen. Der Dokumentationsaufwand sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich nehme stetig zu, führe zu Frustration und kann sogar zum Burnout führen. „Ich möchte erreichen, dass IT-Lösungen zu Arbeitserleichterung führen. Dafür müssen wir eng mit Mediziner*innen und Pfleger*innen zusammenarbeiten, um die Bedürfnisse zu verstehen. Klar ist aber auch, dass Innovation initial Mehraufwand bedeutet und Zeit und guten Willen braucht. Das müssen wir berücksichtigen“, so Balzer. Wichtig sei außerdem, dass digital erhobene Daten den Behandler*innen auch jederzeit zur Verfügung stehen. Balzer erklärt, dass rund 18 Prozent der Behandlungsfehler dadurch entstehen, dass relevante Infos nicht ad hoc aufrufbar seien – eine Quote, die sich mit optimierten digitalen Abläufen deutlich senken lassen könnte.

Durch diese neuen Möglichkeiten entstehen neben technischen Problemen auch wichtige Fragen im Bereich Datenschutz und Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen. „Generell stellen sich viele Fragen, die nur interdisziplinär beantwortet werden können. Das ECDF bietet da natürlich ausgezeichnete Möglichkeiten, um sich mit Kolleg*innen aus anderen Bereichen zu vernetzen. So können wir Probleme ganzheitlich betrachten“, erklärt Balzer. In der Lehre möchte Balzer ebenfalls einen Fokus auf Interdisziplinarität setzen und Studierende in Medizinischer Informatik ausbilden. Balzer ist außerdem Co-Initiator des Digital Urban Center for Aging and Health(DUCAH), ein neues Forschungscenter an der Schnittstelle von Digitalisierung, Urbanisierung und Gesundheit.